Ahmet Altan erhält Geschwister-Scholl-Preis

Der türkische Journalist wurde wegen seiner Kritik am Staatspräsidenten Recep Tayyip Erdogan inhaftiert. Aus dem Gefängnis heraus rief er nun in einer Dankesrede zum Kampf für die Wahrheit auf.

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Ahmet Altan. (Bild: Jan Woitas / Keystone / DPA)

Ahmet Altan. (Bild: Jan Woitas / Keystone / DPA)

(dpa) Die Verpflichtung eines jeden Menschen sei es, «aufzustehen und für das Wohl der Menschheit zu kämpfen, die Wahrheit zu verkünden und so unser Leben mit etwas zu bereichern, das dieses an Wert übersteigt», heisst es in der von Altan verfassten Dankesrede zur Annahme des Geschwister-Scholl-Preises, die seine enge Vertraute Yasemin Congar am Montagabend in München verlas. Altan wurde in Abwesenheit für sein Buch «Ich werde die Welt nicht wiedersehen. Texte aus dem Gefängnis» ausgezeichnet.

Der Kritiker des türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan war im Februar 2018 wegen angeblicher Verbindungen zur Gülen-Bewegung zunächst zu lebenslanger Haft verurteilt worden, inzwischen wurde die Strafe auf zehneinhalb Jahre reduziert. Ein türkisches Gericht hatte Altan Anfang November nach drei Jahren Untersuchungshaft unter Auflagen freigelassen. Wenige Tage später wurde er jedoch erneut verhaftet.

«Wenn Nationalismus, Hass, Schlechtigkeit und Dummheit in angereichertem Masse zusammenfinden, entsteht eine toxische Mischung», heisst es in der Rede weiter. «Gegen diese tödliche Krankheit wirken als Gegengift Mitleid, Güte und Klugheit, doch muss auch der hässlichen Fratze des Nationalismus die Maske der Heiligkeit abgerissen werden, hinter der dieser sich versteckt.» Die Rede schliesst mit der Feststellung, dass «Literatur mächtiger ist als die Tyrannei».